Hallo me80!
Sie erheben ja eine sehr umfangreiche Frage. Eine kompetente Beantwortung dieser Frage mit allen Nuancen erfordert viel mehr Platz, als dieser Forum zu bieten hat.
Das Buch von Prof. Sönke Albers aus der Uni zu Kiel und seinen Kollegen könnte Ihnen dabei helfen:
S. Albers, D. Klapper, U. Konradt, A. Walter, J. Wolf (Hrsg.) (2009): Methodik der empirischen Forschung. 3. überarb. und erw. Aufl. Gabler, Wiesbaden.
Grundsätzlich sieht die Vorgehensweise so aus:
Zunächst überlegen wir uns eine Forschungsfrage und stellen die Hypothesen auf. Die Hypothesen stellen im Grunde die Aussagen über die (vermuteten) Abhängigkeiten zwischen der untersuchenden Größe und den Größen, die sie beeinflussen, dar. Z.B. "Zufriedene Kinder essen im Durchschnitt pro Woche weniger Eis, als unzufriedene". [zu Ihrer Frage: Da die Hypothese an sich keine Frage, sondern Postulierung eines vermuteten Zusammenhangs ist, wird sie auch nicht als Frage, sondern als Behauptung formuliert.]
Aus der Formulierung der Hypothese wird es meistens klar, was genau wir messen müssen. In unserem Beispiel müssen wir einerseits die Zufriedenheit der Kinder und andererseits ihren Eiskonsum messen. Der Eiskonsum ist relativ einfach zu messen (z.B. mit der Frage "Bitte sagen Sie uns, wieviele Eiskugel Sie in der letzten Woche gegessen haben" oder "Wie viel Kilo Eis essen Sie durchschnittlich pro woche" [genaue Fragestellung und -formulierung hängt ja von vielen Aspekten ab, wie z.B. die vorgesehene Analysemethode, Relevanz der Zeitperiode für die (Forschungs-)Fragestellung, usw. ]). Für die Erhebung der psychologischen und verhaltensrelevanten Aspekte (in unserem Beispiel "Zufriedenheit") gibt es aber etablierte Skalen - d.h. Sets von Fragen mit nachgewiesener Validität und Reliabilität. Wenn Ihre Arbeit wissenschaftliche Ansprüche stellt, so können Sie solche Skalen nicht ignorieren. Ansonsten machten Sie sich angreifbar und können sich nur retten, wen Sie die Reliabilität und Validität Ihrer Fragen für die Messung der analysierten Größe nachweisen (was nicht einfach und eigentlich beim Vorliegen etablierter Skalen unnötig ist). Hier müssen Sie also Recherche-Arbeit leisten. Die Skalen findet man i.d.R. in den Publikation in den profilierten Journals. Für Fragestellungen aus der Marktforschung kann man unter Anderem die Webseite
http://www.marketingscales.com/ sehr gut nutzen.
So sieht das grobe Vorgehen bei der Entwicklung eines Fragebogens aus. Die oben aufgeführten Schilderungen sind keinesfalls vollständig und gelten keinesfalls für alle denkbaren Situationen und Forschungsfragen. Man sollte sich auf jeden Fall mit Fachliteratur zum empirischen Arbeiten vertraut machen sowie die in Ihrem Forschungsbereich etablierten Vorgehensweisen und Forschungsstandards kennen lernen.
Ich hoffe, dass meine Ausführung dennoch ein wenig mehr Klarheit für Sie schafft.
Mehr zum Thema können Sie in dem eingangs genannten Buch sowie in folgenden Werken nachlesen:
E. Raab-Steiner, M. Benesch (2008): Der Fragebogen: Von der Forschungsidee zur SPSS-Auswertung, 1. Auflage, UTB, Stuttgart
J. Brace (2008): Questionnaire Design: How to Plan, Structure and Write Survey Material for Effective Market Research (Market Research in Practice Series), Kogan Page
N. M. Bradburn, S. Sudman, B. Wansink (2004) : Asking Questions, revised ed., Jossey-Bass Publishers
L. M. Rea, R. A. Parker (2003): Designing and Conducting Survey Research: A Comprehensive Guide, 3. ed, Wiley & Sons
P. L. Alreck, R. B. Settle (2003): Survey Research Handbook, 3d ed., Mcgraw Hill Book Co
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Paul Marx